Die Weinberge am roten Hang
Zum Mathildenhof gehören circa 20 Hektar Weinberge, vornehmlich an der Rheinfront in Niersteins Rotem Hang.
Die Böden im Roten Hang, der sich von Schwabsburg über Nierstein bis nach Nackenheim erstreckt, enthalten als einzige in Rheinhessen rote Ton- und Sandsteine, die vor etwa 280 Millionen Jahren in subtropischem, trocken-heißem Klima entstanden. Seit mehreren Jahrhunderten werden dort Weine angebaut, die inzwischen weltweit Bekanntheit genießen.
Die Reben des Roten Hangs bringen besonders filigrane, feinfruchtige und mineralische Weine hervor und eignen sich hervorragend für Riesling. Die Weinberge neigen sich nach Süden und Südosten zum Rhein hin und können so die Sonneneinstrahlung sehr gut nutzen.
Besondere Weinbergslagen im Roten Hang, in denen auch der Weinbergsbesitz des Mathildenhofes liegt, sind unter anderem Pettenthal, Hipping, Rehbach, Oelberg sowie Orbel. Der Brudersberg, der eine direkte Südlage hat und exzellente Rieslinge hervorbringt, ist im Alleinbesitz des Gutes.
Die Winzer im Roten Hang haben sich im »Wein vom Roten Hang e.V.« zusammengeschlossen und eine eigene Homepage mit Informationen und Veranstaltungshinweisen.
Lohnend ist auch ein Besuch im Paläontologisches Museum Nierstein, in dem faszinierende Funde wie etwa fossile Pflanzen sowie urtümliche Fische und Amphibien aus dem Roten Hang zu sehen sind.
Die Region Rheinhessen
Das Weinland Rheinhessen erstreckt sich linksrheinisch in einem großen Dreieck zwischen Bingen und Mainz im Norden und bis nach Worms im Süden. Es gehört zu den größten und traditionsreichsten deutschen Weinanbaugebieten.
Schon die Römer haben hier Wein angebaut, und auch die älteste Urkunde über eine deutsche Weinbergslage benennt eine Lage in Rheinhessen, die »Glöck« in Nierstein. Diese Urkunde betrifft eine Schenkung Karlmanns, ein Onkel Karls des Großen, der 742 Kirche und Weinbergsbesitz in Nierstein dem Bistum Würzburg übergab. Die Ingelheimer Kaiserpfalz ist Zeuge der Sympathie Karls des Großen für die klimatischen Besonderheiten des Ingelheimer Grunds.
Für das 9. Jahrhundert ist der rheinhessische Weinbau in 88 Gemeinden belegt. Was den Riesling angeht, so deuten die Quellen auf das Jahr 1402, in dem diese Rebsorte unter dem Namen »Rüssling« bei Worms erstmals in Erscheinung tritt.
Rheinhessen ist aufgrund seiner geographischen Lage, seiner Topographie, des Schutzes durch den Donnersberg im Westen, der Nähe zum Rhein, seiner Gesteins- und fruchtbaren Lehm- und Lößböden voll von natürlichen Ressourcen für einen qualitativ hochwertigen Weinbau. Im »Land der tausend Hügel«, wie Rheinhessen oft genannt wird, scheint die Sonne mehr als 1500 Stunden im Jahr und mit nur 500 mm Niederschlag zählt die Region zu den Trockengebieten in Deutschland.
Rheinhessen verfügt – vereinfacht gesagt – über zwei sehr voneinander abweichende Bodenarten. Zum einen taucht recht häufig im sogenannten Wonnegau der Lös- und Lehmboden auf, teilweise auch in Kombination mit Muschelkalk. Diese Weine verfügen schon sehr früh über exeptionelle Aromen und Düfte. Die zweite Bodenart ist der rote Schieferboden, der sein größtes Vorkommen im ›Roten Hang‹, also zwischen Schwabsburg, Nierstein und Nackenheim, hat.
Die Weine – vielfach werden sie Rotschiefer-Weine genannt – haben eine fulminante Komplexität, egal ob sie trocken oder restsüß ausgebaut werden. Die Mineralität, die ihnen der rote Schieferboden verleiht, ist wie ein Gerüst für die edelsten Aromen, die ein Wein überhaupt entfalten kann. Die großen Weine aus den großen Lagen am Rhein brauchen entsprechend Ihrer Rafinesse etwas Luft und Zeit, um sich mit Ihrer Komplexität entfalten zu können.
Brudersberg
Der Brudersberg mit seinem roten Schiefer liegt in einem winzigen, versteckten Seitental des Roten Hangs und vereint daher als einzige Lage des Roten Hangs den direkten Rheinkontakt mit einer klaren Ausrichtung nach Süden. Eine Hangneigung von bis zu 65%, der fehlende Hangfuß und das phantastische Kleinklima sind die Grundvoraussetzung für die herausragende Stellung dieser Lage.
Der Brudersberg befindet sich im Alleineigentum der Ahr-Gutsverwaltung und ist zu hundert Prozent mit Riesling bestockt. Die Weine sind sehr facettenreich, komplex und mineralisch geprägt. Zur Entfaltung benötigen sie sehr viel Luft. Langlebigkeit und enorme Tiefe zeichnen die Weine vom Brudersberg aus – Riesling einer echten Grand-Cru-Lage, der sich einer flüchtigen Betrachtung entzieht. Für viele nationale und internationale Weinkenner ist der Brudersberg nicht nur die sensationellste Lage in ganz Rheinhessen, sondern zählt darüber hinaus auch zu den Welt-Spitzenlagen.
Seinen Namen verdankt der Brudersberg den drei Brüdern der Familie Wernher, die diesen Weinberg als weichende Hoferben im Rahmen einer napoleonischen Erbteilung erhielten. Im Fortgang der Zeiten verkauften die Brüder dann diesen Besitz 1832 an den Kaufmann Fritzdorf – den damaligen Eigentümer des Mathildenhofs. Baron von Heyl zu Herrnsheim wiederum arrondiert den Weinberg weitblickend und setzt damit die Monopollage für das Gut durch. Heutiger Pächter des Weinbergs ist das Weingut Freiherr Heyl zu Herrnsheim.
Oelberg
Der Oelberg liegt im südlichen Teil des Roten Hangs, der dort nach Westen hin verläuft, dadurch seine Neigungsrichtung verändert und einen gleichförmigen Südhang bildet. Die wärmeausgleichende Wirkung und das reflektierende Licht des nahen Rheins, die vorzügliche Besonnung und die tiefe Wurzelung in dem zerklüfteten Gesteinsboden schaffen besonders günstige kleinklimatische Bedingungen. Auf dem Trockenhang aus skelettreichem roten Schieferboden reifen besonders aromatische kleinbeerige Trauben. Die Weine aus dieser Lage, die keinen direkten Rheinkontakt hat, sondern Richtung Nierstein zeigt, sind im Gegensatz zu den voluminöseren Weinen des nördlichen Roten Hangs sehr feingliedrig, elegant und geprägt von einer nie dominierenden, doch immer präsenten, sehr lebhaften Säure.
Die Ahr-Gutsverwaltung hat hier die sogenannte ›Hindenburg‹-Terasse im Eigentum. Diese Terasse ist der wohl einzige Weinberg, der nicht flurbereinigt worden ist. Es gelang Peter von Weymarn, die fast achtzigjährigen Reben zu erhalten. Die Ahr-Gutsverwaltung hat diese Reben selektioniert und somit das genetische Material gesichert. Pächter dieses Weinbergs ist das Weingut Freiherr von Heyl zu Herrnsheim. Weitere Weinberge in der Lage Oelberg sind an das Weingut Guntrum verpachtet.
Hipping
Der Hipping liegt an exponierter Stelle des Roten Hanges, dort, wo der Südosthang mit dem Südhang zusammentrifft. Seine Position im Rotliegenden zwischen Brudersberg und Oelberg bedingt, dass hier vorzügliche Wachstumsfaktoren vereint sind. Die Wärme des seeartig erweiterten Rheines, die intensive Sonneneinstrahlung in geschützter Lage und der stark verwitterte rote Schiefer des Steilhanges lassen kleine Rieslingtrauben, aber auch Weißburgunder von intensivem Geschmack gedeihen.
Die Ahr-Gutsverwaltung hat hier eine Spitzenparzelle im Eigentum – die Hipping-Kuppe, welche eine optimale Sonneneinstrahlung von den Morgenstunden bis zum späten Nachmittag ermöglicht. Pächter ist das Weingut Freiherr von Heyl zu Herrnsheim.
Petenthal
Das Pettenthal liegt südlich des Rothenbergs am selben nach Osten ausgerichteten Hang. Der direkte Kontakt zum Rhein und der zum Teil tiefgründige rote Schiefer bewirken beste Wachstumsbedingungen für den Riesling. Vor allem in extrem trockenen Jahren wachsen hier mit die besten Weine in Nierstein.
Die Reflexion der Sonnenstrahlen durch den Rhein und der Wärmespeicher Roter Schiefer lassen ein sehr beständiges Kleinklima entstehen. Die Weine bestechen durch große Substanz und Ausgewogenheit. Trotz der direkten Nachbarschaft zur Lage Rothenberg sind die Charaktere der beiden Weine sehr unterschiedlich.
Die Weine des Pettenthals zeichnen sich schon von frühester Jugend an durch exotische Fruchtaromen aus und zeigen auch nach mehreren Jahren noch ihre ganze Frische.
Die Ahr-Gutsverwaltung ist der größte Eigentümer im Pettental/Rehbach. Ein Schwerpunkt der Flächen liegt in allen drei Gewännen rund um den Brudersberg. Die Schwerpunkte der Flächen liegen in allen drei Gewännen rund um den Brudersberg, im Zentrum des Pettentals sowie in einer 2006 vom Land Rheinland-Pfalz (vormals Großherzog Hessen-Darmstadt) erworbenen 1,6 Hektar großen und geschlossenen Fläche im sogenannten Rehbach. Pächter im Pettental sind die Weingüter Gunderloch und Freiherr von Heyl zu Herrnsheim.
Orbel
In den Orts-Chroniken wird der Flurname »Orbel« erstmals im Jahre 1386 erwähnt. In unmittelbarer Nähe zur Burg Schwabsburg gelegen, hat sich früh eine Lagenbezeichnung herausgebildet, die ihren Ursprung im heimischen Dialekt hat; denn allgemein wird der Name von »Olbel« abgeleitet, einer kräftigen, wüchsigen und temperamentvollen Person. Im rassigen und ausdrucksstarken Charakter des Orbelweins findet man diesen Zusammenhang bestätigt. Die Lage erhebt sich markant aus dem umgebenden, leicht hügeligen Gelände und bildet den westlichsten Steilhang des Roten Hangs. Auf seinen flachgründigen, sehr trockenen Böden aus Rotliegendtonschiefer reifen kleine, eindringlich von Pfirsich- und Zitrusaromen geprägte Trauben.
Am weitesten vom Rhein entfernt gelegen, gedeihen hier die rassigsten Niersteiner Rieslinge, die aufgrund ihres filigranen Säurespiels und dezenter Mineralik auch als »Rheingauer des Roten Hanges« bezeichnet werden. Die Ahr-Gutsverwaltung hat verschiedene Weinberge in der Lage Orbel im Eigentum. Pächter dieser Parzellen ist das Weingut Freiherr von Heyl zu Herrnsheim.